froscon2008 - 1.1

FrOSCon
Free and Open Source Software Conference

Referenten
Peter Voigt
Programm
Tag Day 2 (2008-08-24)
Raum HS5
Beginn 17:45
Dauer 01:00
Info
ID 238
Veranstaltungstyp lecture
Track Open Geodata
Sprache der Veranstaltung de
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Rechtsfragen freier Geodaten-Projekte

Ungelöste Fragen und Fallstricke

Mittlerweile nutzt ein grosser Teil der Bevölkerung Geodaten. Google Maps, Navigationsgeräte und viele andere Produkte greifen auf Geodaten zurück. Damit taucht die Frage auf, woher diese Geodaten stammen und wie man sie nutzen darf.

Wer nicht aufpasst, gerät schnell in Konflikt mit dem Urheberrecht. Betroffen sind nicht nur die Anwender, sondern auch diejenigen, die "fremde" Geodaten in eigene Webseiten, Programme oder Produkte einbauen wollen.

Mit dieser technischen Entwicklung kann das Recht nicht Schritt halten. Die Situation ist unbefriedigend. "Freie" Geodaten-Projekte müssen auf Lizenzen zurückgreifen, die in einer Zeit entworfen wurden, als man Geodaten noch nicht kannte. Folge sind Auslegungsfragen, welche die freie Verbreitung von Geodaten behindern.

Weitere Rechtslücken zeigen sich im Datenschutzrecht. Sobald bei der Erhebung, Verarbeitung oder Verbreitung von Geodaten Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich werden, kann der Datenschutz verletzt werden.

Mit freien Geodaten und freier Software läßt sich das Leben verschönern. Zwar kennen wenige den Begriff Geodaten. Das ändert aber nichts an der Beliebtheit von Auto-Navigationsgeräten, Routenplanern, Google-Maps und allen anderen Geräten und Internet-Angeboten. Geodaten, z.B. in Form von Stadtplänen, Luftaufnahmen, Satellitenbildern sind in den Alltag eingezogen.

Selbstverständlich haben sich mittlerweile offene Projekte gegründet, die solche Daten sammeln, verarbeiten und der Allgemeinheit zur freien Verfügung stellen. Damit tauchen aber neue Rechtsfragen auf. Welche Daten dürfen erhoben und gespeichert werden (Datenschutz), auf welche Fremd-Daten dürfen offene Projekte zurückgreifen (Urheberrechtschutz) und wie sollten die Ergebnisse in der Öffentlichkeit zweckmässigerweise verbreitet werden (Lizenzrecht)?

Solche Fragen berühren beiden Seiten, sowohl die Konsumenten als auch die Anbieter von Geodaten.

Wer die Skizze eines Anfahrtswegs ins Internet stellen will, die er irgendwo kopiert hat, wer an einem offenen Projekt wie OpenStreetMap mitarbeiten will, um die Strassen seines Heimatortes für eine frei zugängliche Karte zu vermessen, wer Software entwickeln will, um Karten aus zugelieferten Rohdaten erzeugen zu können, wer Karten per Internet verbreiten will, kann auf Rechtsfallen stossen, die leicht zu übersehen sind.

Den Ausgangspunkt aller Überlegungen bildet der rechtliche Handlungsrahmen für die Nutzung Geodaten. Daraus lassen sich die Kriterien herleiten, welche Open Source Lizenz einzusetzen ist, wenn man Geodaten so veröffentlichen will, dass andere sie frei nutzen können. Bezüge auf die aktuellen Auswüchse des Urheberrechts unterstrichen die Bedeutung der Auswahl solcher Lizenzen.

Der Vortrag endet mit einem Ausblick auf das Thema, das in Zukunft alle Beteiligten umtreiben wird. Die Möglichkeiten, Geodaten automatisch miteinander zu verknüpfen, werden ausgebaut. Zukünftig wird es immer leichter fallen, Geodaten auf einzelne Personen zu beziehen. Damit entsteht ein rechtliches Spannungsfeld zum Datenschutz. Wie es aufzulösen ist, muß derzeit offen bleiben. Das Recht hinkt der technischen Entwicklung hinterher. Aufgezeigt werden können aber Ansätze, um auf der rechtlich sicheren Seite zu bleiben.

Der Vortrag führt in das Thema ein und bietet Ratschläge für praxisnahe Fallgruppen.

Rechtliche Kenntnisse werden nicht voraus gesetzt.

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